Samstag, 25. Dezember 2010

Augenblicklich

Ich muss auf dem Dachboden irgendetwas stört mich, ist anders als sonst, ohne dieses "Etwas" genauer fassen zu können. Dann entdecke ich es doch noch. Da ist ein roter Klecks an der Wand. Wie das denn? Auf den zweiten Blick wird das störende Etwas zum
schönen Augenblick: zu sehen wie ein kleines Plakat, Teile der angrenzenden Wand in rotes Licht setzt.
Ich überlege die "unsichtbaren" Wände des Hauses in Leuchtfarben zu tauchen, um sichtbar werden zu lassen - für mehr schöne Augenblicke zwischendurch.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Süßer die Glocken...

nie klingen - Jingle Bells - Last Christmas... Oh Herr, wie kann man sich im Advent nur mit soviel verkitschten Krach auf die Stille Nacht vorbereiten? Die relative Stille - das ist sicher einer der Vorteile des abgeschiedenen Dorflebens: Wo keine Konsumtempel da keine Zwangsbeschallung. Aber selbst die kurzen Aufenthalte im Mittelzentrum Gedern und in der "Stadt" Fulda reizen bereits das Nervenkostüm.
Da wird der Download der Woche bei iTunes zum Hinhörer obwohl er eigentlich nur die Stille feiert. Der komische Vogel John Cage hat ein Stück komponiert, das drei Sätze und 4.33 Minuten lang außschließlich aus Stille besteht. Das Soundkollektiv Cage against the Mashine haben die Aufnahme kongenial eingespielt. Da kündet mal ein hörbares Notenblättern, dass der erste Satz zu Ende ist, nach weiteren zwei Minuten kann ein Musiker sich das Räuspern nicht mehr unterdrücken. Dann ist das Werk vollbracht und frenetischer Applaus brandet auf.
Ist das Gaga? Man darf annehmen, dass Cage Dada ist, aber auch diese sympathischen Spinner versteckten in offensichtlicher Sinnlosigkeit ja ein so etwas wie Gefühl, mitunter sogar eine Botschaft.
Für mich passt 4.33 zur Adventszeit wie der Rotkohl zur polnischen Hafermastgans. Ruhe und Stille. Und wer sich vom Christkind einen Kopfhörer mit Noise Reduction schenken lässt, der kann dann im nächsten Jahr mit Cage in aller Ruhe die Weihnachtseinkäufe erledigen. Und plötzlich wird der Beifall sehr verständlich.

Wer sich noch fragt, ob er die 99 cent für den Titel oder die paar Euro 20 für das Ganze Album ausgeben will (das Geld kommt einen gutem Zweck zu) kann sich hier noch einen Liveeindruck verschaffen:


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Dienstag, 14. Dezember 2010

Wo zwei oder drei...

in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. So verspricht das Jesus irgendwo im Matthäusevangelium.

So langsam aber sicher könnte das zum Leitfaden unserer Gemeindegottesdienste werden. "In Crainfeld warst du ja auch verwöhnt" hat ein lieber Kollege vorgestern noch versucht mich auf den Boden der Tatsachen zu holen.
Mag sein, dass der Besuch bisher leicht überdurchschnittlich gut war - umso augenscheinlicher ist, dass er dramatisch einbricht. Weniger als 20 in der riesigen Hauptkirche sind die Regel, in den kleineren Fillialkirchen sind's auch mal nur 5. Was also tun? Neue Lieder raussuchen nach dem Motto "Lieber Jesu wir sind vier..."
Nüchtern nachgedacht, müsste man dringend mal diskutieren, ob es sinnvoll ist, die Gottesdienstsichte aufrecht zu erhalten.  Zwischen den beiden oben genannten Kirchen liegen 900 Meter. Ist es da sinnvoll, hier um halb zehn und da um halb elf einen Gottesdienst zu feiern?

Eigentlich nein.

Es ist aber zu befürchten, dass der Teufel in der Tradition liegt. Dieses Kirchspiel, besteht aus vier Orten und das schon seit Jahrhunderten. Und trotzdem finktioniert jedes dieser Dörfer eher als Kirchengemeinde für sich als eine Große. Gutes Beispiel der ist Kirchenchor. Der versteht sich als Chor Crainfelds und singt in keiner der anderen Kirchen. Für nicht wenige Gemeindeglieder zählt also nur die Kirche ihres Ortes als ihr Gotteshaus. Es ist demnach leider wahrscheinlich, dass wir die treuen Gottesdienstbesucher nicht an einem Ort pro Sonntag konzentrieren könnten. Versuche des Fahhrdienstes u.ä. sind bereits gescheitert.

Also wird sich das Mißgefühl des leeren Gotteshauses wohl fortsetzen.

Nach jüdischer Tradition kann ein Gottesdienst nur dann stattfinden, wenn mindestens zehn Männer anwesend sind. Das ist natürlich frauenfeindlich und wenig jesusgemäß (siehe oben), transportiert aber eine wichtige Einsicht: Form und Inhalt müssen zueinander passen. Ich empfinde es als äußert schräg die große und gewichtige Gottesdienstliturgie in einer siebenachtel leeren Kirche zu feiern. Anders gesagt: Kleinkunst gehört auf die Kleinkunstbühne, sie wird nicht im Stadion funktionieren, genau so wenig wie die Händeloper im Zimmertheater. In unserem Fall: Eine Orgel mit zig Registern braucht ein paar Sänger, eine Kanzel macht nur Sinn, wenn Mensche darunter sitzen.

Ein versuchtes Zwischenfazit könnte so lauten: Wo zwei oder drei in meinen Namen zusammen sind, bin ich mitten unter ihnen, das gilt, aber es muss nicht heißen, dass es deshalb notwendig oder gut ist mit denen einen Gottesdienst nach "normaler" Art zu feiern.

Was also tun? ich kann ja nicht jeden Gottesdienst zweimal vorbereiten, als "große" und "kleine" Perfomance. Je nachdem wie viele dann da sind. Ich tue mir selbst aber keinen Gefallen das Ganze freudlos zu ertragen. Das kann weder dem Gottesdienst noch mir gut tun.

Mir schwebt eine Lösung vor, die so aus "Finanzen" und "hatten wir ja noch nie" wohl scheitern wir, aber die will ich erst mit der Gemeinden besprechen und dann öffentlich zur Diskussion stellen. Bis dahin freue ich mich über Einschätzung, Erfahrungen, Kommentare, Ideen und Strategien von Ihnen und Euch.
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Samstag, 4. Dezember 2010

Barbaratag: Tun und Lassen und einfach mal Abwarten

Heute ist Barbaratag. Die Heilige Barbara war zwar katholisch (was man ihr nachsehen kann, da sie vor der Reformation lebte), aber stark überzeugt vom christlichen Glauben. So wurde sie für die Benediktkirche heilig, für uns ein gutes Vorbild. Und nicht zuletzt ein Hinweis darauf, dass wir uns glücklich schätzen können in einer Gesellschaft zu leben in der Religionsfreiheit besteht.
Barbara musste ihre Überzeugung noch mit dem Leben bezahlen: Den Glauben leugnen oder Tod!
Und hier setzt die Legende ein: Auf dem Weg zum Gefängnis soll Barbara mit ihrem Kleid in einem Kirschzweig hängen geblieben sein. Daraufhin nahm sie den Zweig mit und stellte ihn ins Wasser. Mit ihrer Verurteilung zum Tode soll der Zweig erblüht sein.

Als Erinnerung daran werde ich mich wieder mit Kind und Schlitten den Märzwiesenweg hinunter machen, um mit Erlaubnis ein paar Kirschzweiglein zu mopsen. Und damit fängt die Arbeit erst an: Ab in die Vase, dann das Wasser immer schön lauwarm und frisch halten, der Oma trauen, die noch wusste, dass man die Schnittstelle mit einem Messerchen immer mal wieder platt drücken soll und dann warten und hoffen.

Und damit weist dieser Brauch weit über die heiligen Barbara hinaus und passt herrlich in den Advent: finde das Rechte Maß aus Tun und Lassen und warte ab und zwar hoffnungsfroh. Und dann, mitten im kalten Winter entspringt da ein blühendes Etwas.

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Sonntag, 28. November 2010

Synode in Hessisch Radmühl oder war´ s Preußisch?



Unsere Dekanatssynode tagt in Radmühl. Romantisch verschneit duckt sich unser Tagungsort mit seinen 347 Einwohner zwischen den Hügeln hinter Freiensteinau. Wie hier üblich ist die Kommune mit einem Dorfgemeinschaftshaus ausgestattet, das alle Bewohner fassen könnte. Ein stolzer Ortsvorsteher ist da, um neben seinem obligatorischen Grußwort ein Licht auf die Geschichte des zerissenen Örtchens zu werfen. Er steht einem Dorf vor, dass nicht ein Dorf sein kann/will: Die Grenze verläuft mitten hindurch und unterscheidet Radmühler in hessisch und preußisch. Die zugehörigen Schulbezirke und Kirchengemeinden (!) sind klar unterschieden, jeweils andere Unternehmen liefern den Strom und entsorgen den Müll. So kommt es, dass die meisten Einwohner zwar eine dreistellige Telefonnummer haben dafür der Ort aber zwei verschiedene Vorwahlen. Vorwahlen en Masse also, das Handynetz funkt aber noch nicht bis nach Radmühl. Deshalb wird es nichts aus der Ankündigung von der Dekanatssynode zu twittern.

Das ist schade, denn fast als hätte diese Begrüßung und der geteilte Ort mitten im vereinten Deutschland den Rahmen vorgegeben, verläuft die Sitzung eher kurios.

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Dekanatsmusiker - ein Schnäppchen?

Wer gackert muss auch legen. Der gestrige Blog beschrieb noch launig die Kuriositäten Radmühls und endete mit der Aussicht, die Synode sei ähnlich eigenwillig verlaufen. Und das bezieht sich nicht mal auf das Eröffnungslied im Morgengottesdienst (Die Nacht ist vorgedrungen) sondern auf den Sitzungsverlauf.
Themen bei denen auf vorherigen Tagungen mächtig Dampf im Kessel war, wurden mit fast schon kommunistischen Mehrheiten beschlossen.
Und trotzdem wird am Ende diese Synode nicht der Einheit und dem Gemeinschaftsgefühl des Dekanats dienen. Im Gegenteil.

Im Zuge der Konzeption der neu zu besetzenden 2. Dekanatsmusikerstelle wird der Synode nämlich bewusst, dass die 1. Musikerstelle fast vollständig der Kirchengemeinde Lauterbach (dem Dekanatssitz) dient. Der Löwenanteil der Kosten übernimmt das Dekanat, der Kirchengemeinde bleibt relativ günstiger Eigenanteil.
Sofort rechnen einzelne gegen. In unserem crainfelder Fall entspricht dieser Eigenanteil einem unqualifizierten Chorleiter und einem Drittel Organisten ebenfalls ohne Leistungsnachweis. Oder anders gesagt, wollte eine Gemeinde eine entsprechende musikalische Versorgung haben wie durch die Dekanatsmusikerin müsste sie ein Vielfaches berappen. Und nochmal anders gesagt: die durchschnittliche Gemeinde zahlt mehr für ihre Kirchenmusik als Lauterbach, die sich die vom
Dekanat finanzieren lässt und bekommt dafür an Qualität und Quanität deutlich weniger.
Die Lauterbacher PfarrerInnen wehren sich gegen diese Interpretation mit Verweis auf ein "Zuweisungssystem." Der Vertreter der Regionalverwaltung widerspricht dem deutlich und sagt das sei nicht sachgemäß.
Der Dekan zugleich Lauterbacher Pfarrer soll Stellung beziehen und tut dies auch. Inhaltlich werden die Argumente die Mehrzahl der Synodalen nicht überzeugen (so mein Eindruck). Man beruft sich darauf, dass eine Dekanatsmusikerstelle nun mal in einer Gemeinde verortet sein müsse, dass es dafür historische Gründe gebe, dass diese Gemeinde dann auch die Sachkosten (Büroraum und PC) tragen müsse und dass hinter dieser speziellen Verortung ein gesamtkirchliches Interesse stehe.
Sicher muss der Musiker irgendwo seinen Sitz haben, und ebenso sicher leistet die Musikerin in Lauterbach einen großartigen Dienst.
Aber das Geschmäckle bleibt: Das Dekanat will den neu anzustellenden Musiker (die 2. Stelle) aus den Gemeinden abziehen - der "alte" Stelleninhaber leitete z.B. den crainfelder Podaunenchor. Damit entstehen Mehrkosten für die Gemeinden. Das passiert mit dem Hinweis, das Dekanat könne schließlich nicht die Kirchenmusik der Gemeinden mitfinanzieren!
Die Kirchengemeinde Lauterbach scheint aus dieser Logik ausgenommen: Sie bekommt wesentlich mehr und bessere Kirchenmusik für wesentlich weniger Geld. Und das liegt den Synodalen schwerer im Magen als die Erbsensuppe, die es zu Mittag geben wird.
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Donnerstag, 25. November 2010

Über Memorysticks und Teffelin

Morgens halb acht in Crainfeld. Eigentlich sollte ich jetzt vor der 5. Klasse stehen und verängstigten Schülern die Blätter mit ihren Relitest austeilen. Statt diesen selten sadistischen Freuden des Unterrichts zu frönen sitze ich in unserer kalten Karre, die partout nicht anspringen will -  ist ja auch der erste härtere Frost gewesen.
Unbewusst schlingen sich meine Hände um ein Bändchen in meiner Jackentasche, an der etwas Kleines-Leichtes hängt, mein Memorystick. Auf einmal wird aus dem Stottern so etwas wie ein anhaltendes asthmatisches Motorengeräusch, nicht doll, aber der Golf lässt sich lenken.
Seltsam, sind Memorysticks die neuen Teffelin denke ich mir.
Schönes Bild für ein Hirn im "erste-Stunde-ist-zu-früh-Modus". Statt wie fromme Juden Gottes Wort mit sich rum zu schleppen und sich davon in  kleinen und großen Krisensituationen berühren zu lassen, greifen wir selbstreferentiell zu den eigenen Daten. Obwohl heute bin ich mal ganz vorbildlich selbstlos. Auf dem USB-Stick befindet sich eine PowerPoint Präsentation, die meinen Schülern, mittels Zeev Tenes "I bomebed Beirut" den Konflikt zwischen Israelis und Arabern näher bringen soll und nach Möglichkeiten eines unmöglichen Friedens suchen will.
Scheint dem Gott der Juden, Araber und Christen zu gefallen und deshalb bleiben die Daten auch nach der Unterrichtseinheit drauf, zumindest bis wir uns eine neue Karre leisten.

Die Links führen zum Wikiartikel "Teffelin" und zum Youtubevideo des Songs mit Szenen aus "Waltz with Bahir" 

Dienstag, 23. November 2010

Auf der Hatz nach dem Leibhaftigen

Was Luther recht war, soll uns billig sein. Am Jahrestag der Martin-Luther-wirft-auf-der-Wartburg-ein-Tintenfass-nach-dem-Teufel-Nacht vertrieb Heiligenthal den Leibhaftigen mit einem beherzten umstoßen eines Farbeimers aus dem Pfarrhauskeller. Dies nur, sollten sich zukünftige Pfarrergenerationen über den Fleck wundern und auf dass die richtige Geschichte dazu tradiert wird. Was Satan allerdings vor einem Tisch voll ausgemusterter Theologieschinken wollte, ist noch ungeklärt. Da die Mehrheit der Bücher allerdings von Barth verfasst ist, macht das ganze vielleicht aber doch einen Sinn...

Der Tag an dem heiligenthal sich eine Fortbildungsveranstaltung ausdenkt

 Im Jahr 1654 bewies ein gewisser Otto von Guericke vor dem Regensburger Reichstag die Kraft des Nichts. Genauer: Er ließ dreißig Gäule wie wild an einer Vakuum verschlossenen Kugel (also gefüllt durch das gewisse Nichts) ziehen, die nicht auseinander zu reißen wahr. Warum mir das in den Sinn kommt? Nun: Dreihundertsechsundfünfzig Jahre später soll sich diese Geschichte so ähnlich im hohen Vogelsberg wiederholen. Rund zwanzig Pfarrerinnen und Pfarrer lassen sich über hunderte Kilometer (Summe der Anfahrtswege) anziehen – vom Nichts. Genauer: vom Hauptpunkt der monatlichen Dekanatsversammlung „Thema: noch offen“. Und so sitzen wir dann im schönen Stockhausen, obwohl man sich erst außerplanmäßig vor zwei Wochen (zur Aussprache über den neuen Dekan) sah und reden vermutlich darüber wie wichtig es ist, dass man bei all dem Stress im Leben des Pfarrers auch mal Freiräume schafft (allgemeines Zustimmen durch Kopfnicken) oder auch, dass es gut ist, wenn Gemeinden eine Vakanz spüren und merken, dass nicht alles so wie immer sein kann, wenn kein Pfarrer da ist und das auch mal heilsam ist. Das muss dann allerdings mit dem Stellvertreter des Dekans besprochen werden, weil die Dekanestelle gerade vakant ist….
Weil Reden und Tun (oder besser: Reden uns es auch mal sein lassen) nicht so gut zueinander passen habe ich mir eine Fortbildung überlegt, die im Rahmen der übernächsten Dekanatskonferenz stattfinden soll, wofür ich in der kommenden Sitzung heftig werben will. Folgender Arbeitstitel „Lass ma´: Wenn nichts zu bereden ist, muss auch nichts besprochen werden“ Das Fortbildungsprogramm sieht vor mit dem Praktischen zu beginnen und die erste Sitzung ausfallen zu lassen (auch weil ich keine rechte Lust habe, mir so richtig eine Konzeption einfallen zu lassen und deshalb das Thema noch offen wäre und das geht ja gar nicht).

Montag, 22. November 2010

Dreiviertel Jahr Winter und ein Vierteljahr kalt

Heute ist es wieder soweit - es schneit. Kalt und eklig ist es woanders sicher auch, aber hier geht immer noch ein bißchen mehr, bestes Beispiel Tageshöchstwerte von -16 Grad im letzten Winter oder mindestens ein Monat weniger Frühling dafür einen Monat mehr Herbst als an der Bergstraße. Ist schon eigen. Der Vogelsberger nimmt's gelassen, zuckt mit den Schultern und meint "Dreiviertel Jahr Winter unn e Vierteljahr kalt" oder entgegnet auf die Kritik "Scheiß Wetter" gelassen "Besser als gar keins".
Bewundernswert, ich schaffte, schaffe und werde es kaum schaffen diesem Klima etwas Positives abzugewinnen - abgesehen von der einen Woche wenn sich im Rheinmaingebiet die Hitze staut während wir hier den skandavischen Sommer genießen.
Mittlerweile habe ich mehr Ausdrücke für "kalt" als Schäddel Biersorten im Sortiement.
Eigentlich hatte ich per twitter ja gelobt nicht mehr über das Wetter zu polemisieren. Aber zum einen ist dieser Nichtangriffspakt höchst einseitig und zum anderen hat die wissenschaftliche Betrachtungsweise hier im Blog Einzug gehalten. Und deshalb lässt sich die Grausamkeit auch ganz nüchtern darstellen.


Legende:
blau - Klamottenanzahl in Mainz
rot - Klamottenanzahl im Vogelsberg
1 Lange Unterhosen, davon 2 wollene - 3 Mützen/Kappen - 4 hohe Winterstiefel - 5 Daunenjacken -6 Stulpen - 7 Wollpullis - 8 Mäntel - 9 Fliesjacken

Es wird Advent

Ihr Lieben,
ich würde mich freuen, wenn viele Menschen den Advent erleben. Es ist eine tolle Zeit voll heiterer Melancholie. Wer mag kopiert die Plakate unten und verteilt sie per Mail weiter. Danke.






Mittwoch, 17. November 2010

EKHN 2.0

So ran an die Basics. EKHN heißt Evangelische Kirche in Hessen und Nassau. Und benennt nicht etwa eine radikale Minderheit, die an altertümlichen Landschaftsbezeichnungen festhält sondern eine Landeskirche. Die Evangelische Kirche Deutschland gibt es nämlich gar nicht. Diese EKD ist "nur" ein Dachverband vieler einzelner Landeskirchen. Und die sind als Kirche selbstständig, das heißt haben je ihr eigenes Recht, je einen "Chef", der mal Bischof, mal Präsident oder noch drolliger heißt und eigene religiöse und liturgische (bedeutet die Art und Weise Gottesdienst zu feiern) Traditionen.
Diese Kirchen heißen seltsam, Nordelbien würde man ja eher im Herrn der Ringe vermuten als in Norddeutschland. Das kommt daher, dass Luther bei der Umsetzung seiner Reformation im 16. Jahrhundert keine evangelische Bischöfe hatte, denn die waren und blieben katholisch. Aus der Not heraus erklärte er die Fürsten zu Vorstehern der evangelischen Kirche ihrer Region. Die hatten die Landeskirchen zu bilden und zu leiten. Viel hat sich geändert seitdem, in der Regel teilen sich Bischof und ein Kirchenparlament (die sogenannte Synode) den Job der Leitung. Die Grenzen der Kirchen blieben aber gleich und entsprechen damit in Ausdehnung und Namen den Fürstentümern der alten Zeit.

So ist das geklärt. Keine Angst, das muss man nicht gut finden und seit einigen Jahren ist Bewegung drin, manche Landeslirchen planen und Vollziehen eine Fusion. Ich selbst hoffe, dass am Ende dieses Prozesses eine wirkliche Evangelische Kirche Deutschlands steht.

Und man soll ja nicht alles so schwarz sehen wie ich das gerne tue. Die Landeskirchen zeigen ja immer wieder eine erfreuliche Fähigkeit zur Modernisierung. Sei es dass man in Niederhöchststadt attraktive Gottesdienste feiert oder mehr und mehr das Netz als Medium zur Kommunikation auch der frohen Botschaft begreift. Wer sehen will was ich meine, klickt auf die großartige Aktion der Kurhessen zum Buß- und Bettag oder die schöne Seite der Citykiche Schweinfurt oder unserem eigenen bescheidenen Youtubechanel.
Klar, dass soviel Innovation nicht immer gut gehen kann und manchmal ins unfreiwillig komische abdriftet. Der Versuch über die Tagung der Synode zu twittern scheint irgendwie misslungen. Bisher finden sich gerade mal 5 Follower ein (und heute geht das los). Drei scheinen irgendwie mit der Aktion direkt verbunden, tragen jedenfalls das Logo der Synodennews, ein Amimädel sucht hier nach Dates und ich bin gespannt was die Synode so an Modernem auf den Weg bringt.


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Freitag, 12. November 2010

Days like this: Winde wehn....

Der Blog heißt ja so romanatischironisierend "Aus dem Leben eines Dorfpfarrers. Da will ich statt zuviel zu versprechen lieber ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern. Das Setting ist weitestgehend bekannt: Mein Leben spielt sich im Vogelsberg und aktuell im Novemember ab und so sieht ein fast normaler Freitagvormittag aus:

Auf dem Weg zur Aussegnung (das ist eine obligatorische Kurzandacht, wenn ein Verstorbener vom Bestatter aus dem Haus geholt wird), versuche ich per Handy mit unserer Versicherung ein Modus Vivendi in einem seltsamen Schadensfall zu finden. Der Traktorreifen eines ehrenamtlichen Helfers ging bei Arbeiten auf dem Kirchengelände an einem Nagel hopps (merke: Arbeiten ohne Traktor kommen hier faktisch nicht vor). Die Dame am Apparat ist nicht nur zu erreichen sondern auch sehr hilfsbereit. Ich komme erleichtert an, immerhin kein Ärger vor dem bevorstehenden pastoralen Akt.

Über Aussegnungen selbst müsste man mal ausführlichen sprechen, vielleicht so viel: So problematisch sie arbeitsorganisatorisch betrachet sind, so wertvoll und bewegend sind sie oft.

Nach der Feier leite ich dann im Zurücklaufen Sponsorenmails an unsere Grafikerin weiter. Fluch und Segen des Iphones, das die Büchse der Pandorra öffnet und so etwas möglich macht. Apropos Fluch und Sponsorenmails (Segen kommt später noch): Da es aus verständlichen Gründen keinen Ortsbeirat mehr gibt hat die Macht des Faktischen mich ausersehen die Einmannlogistikzentrale des Kirch- und Dorfjubiläums zu sein. Irgendwie nicht ganz untypisch und dabei drollig denke ich.
Noch drolliger erweist sich was zuhause im Briefkasten wartet. Sponsoren, die ihr Logo leider nur als verwaschene Schwarzweißkopie auf Papier weiterleiten können, das auch noch lustig mit Kuli verziert ist, im Jahresflyer bitte aber mir rotem Balken und das schön hervorgehoben und das bitte fett und überhaupt bunt erscheinen möchten, andere erwarten offensichtlich auf einem DinA4 Flyer Halbseitenanzeigen, als allgemeine Regel gilt: ordentlich zu verarbeitende Logos - soll heißen im gängigen Format per Mail - müssen nicht sein, die Verarbeitung, Scannen, Zuschneiden, kollorieren wird wohl vorrausgesetzt, ein Korrektabzug natürlich erwartet.
Na dann, telefoniere ich mal mit der Grafikerin und lade nebenbei fotologbilder hoch (siehe da), schreibe eine kombinierte Homepage- und Pressemitteilung über die Segnungen (da ist er ja der Segen) des Frauenkreisangebots (klickst du hier) und renne dann ins Dorflädchen weil ich zum Zusammenstellen des Mittagsmahls noch Yoghurt brauche (meine Frau fährt dieweil die 35 Kilometer einfache Strecke zum tegut, wegen "gesund" und "ökologisch", der Widerspruch "mit CO2 rausblasen" "um hinzukommen" ist uns bewusst! Wir wissen auch, dass es eine Fillale der Kette in Lauterbach gibt, das sind zwar nur 23 Kilometer einfach, aber die müsste teunterdurchschnittlich heißen.)

Ohne Auto zu erreichen ist zum Glück der Laden. Auf dem Rückweg bläst mich aber die Fortsetzung des Sturmes an der am gestrigen St. Martin nicht nur Laternen aus- sondern auch kleine Laternenträger umgepustet hat.

Wenigstens macht der Briefkasten diesmal Freude. Der literarische Zirkel - sprich die Familie mit der wir Bücher (nächste Bücherei in Lauterbach, die bessere in Fulda, vgl. oben) tauschen hat ein neues Paket eingeworfen. Neben viel Nobelpreiszeugs (Llosa, Kertesz und Müller) überrascht ein humoriges Büchlein "Heirate nie den Berg hinauf", das sich laut Untertitel mit der Modernisierung des Vogelsberges beschäftigt.

Und siehe da im Vorwort steht schon brennglasgleich alles zusammengefasst, und wirft so ein konzentriertes Licht auf das was mich heute beschäftigt hat: Tradition, nicht funktionierende Moderne, Wetter und den Umgang mit Widrigkeiten:

"Um so drastischer ist sein (Anmerkung: der des Vorgelsberges) Beginn, wenn man auch nur wenige Kilometer von der Autobahnabfahrt entfernt ist. Leicht winterliches Wetter auf der Autobahn verwandelt sich umgehend in eine windverbla-sene, eisige Schneelandschaft, die Dörfer ducken sich in die Täler, mancher Höhenweg ist nur mühselig zu befahren. Glaubwürdig sind auch Berichte, daß noch vor kurzem der eine oder andere auf dem Fußmarsch von Schotten nach Lauterbach erfroren ist. Und hemmungslos sind auch die Sommer. Jede Gelegenheit zu Regen und Wind wird ausge­nutzt, dichter Nebel sitzt dann auf dem Hohenrodskopf. Gibt es aber zu solchem Wetter einfach keine Gelegenheit, dann ist es kompromißlos Sommer, wirkliche Wiesen mit Blumen und Duft, bald auch Heu, die Wärme steigt an den Hecken entlang zum Waldrand hoch. Es kommt aber auch dann häufig zu Winden, und von der Herchenhainer Höhe aus lassen sich Bussarde bis weit in die Wetterau heruntertreiben. Die Vogelsberger betonen bei jeder Gelegenheit die Benach­teiligung durch die Natur und unterscheiden genau das Widrige von dem noch Widrigeren.

aus Detlev Ipsen (Hg.): Heirate nie den Berg hinauf! Berichte über die Modernisiserung im Vogelsberg. ISBN 3-88751-005-4, S. 8


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Dienstag, 9. November 2010

Fünf Pfarrerjahre sind zehn Menschenjahre



Meine Uroma war alt, aus der Sicht eines Grundschülers sogar sehr alt. Aber immer wenn ich versuchte das Geheimnis dieses Alters wenigstens zu beziffern, seufzte sie nur auf: "Ach, ein Menschenjahr sind sieben Hundenjahre!".



Bis gestern war mir nie so richtig klar, was mir die Gute mit diesem Mantra mit auf den Weg geben wollte. Doch dann wartete der diesjährige historische crainfelder Dorfkalender im Postschlitz. Der ist in Text und Bild ganz ordentlich gemacht, über die netten Ansichten hinaus hinaus ergab sich aber plötzlich sich beim Betrachten eine neue Einsicht.



Ein Gutteil der fröhlich lasziv schauenden Mädels und Jungs der Spinnstube (entsprach in alten Zeiten etwa dem Portal Single.de) habe ich beerdigt, ebenso den Vater der Wuchtbrumne auf dem Konfibild von 1975. Einige Halbstarke des Feuerwehrbildes Anfang der Achtziger haben die Frau fürs Leben gefunden und das in der Silbernen Hochzeit mit mir gefeiert. Andere der Jungs haben spät Kinder bekommen, die ich taufen durfte. Und überhaupt die meisten der Hausnamen "Götzjes" "Gänslengesch" und so weiter sind nicht mehr reines Kauderwelsch in meinen Ohren sondern ergeben Bilder von tieftraurigen, lustigen und skurilen Begegnungen bei Geburtstagsbesuchen, Hochzeits-, Tauf-, Beerdigungs- oder einfach Seelsorgegesprächen.



Und mit wird mir klar, dass eine Zeiteinteilung jenseits der Messbarkeit in Stunden, Tagen, Wochen und Monaten existiert und dass ich innerhalb dieser eine Grenze überschritten habe (ob ein natürliches Recht auf Familiennachzzug respektive -zusammenführung besteht muss ich mal mit meiner Frau bei einem Lauterbacher Pils diskutieren (natürlich ein Scherz - nicht das mit dem Diskutieren sondern das mit dem lokalen Hopfengetränk, wir greifen zum Rotwein).



Ich bin jedenfalls ein gefühlter Teil dieses "Dorfganzen" geworden.



Und deshalb antworte ich ab sofort auf die Fragen, wie lange ich schon hier bin oder wie lange ich noch zu bleiben gedenke: "Ach, fünf Pfarrerjahre sind zehn Menschenjahre!" und füge für Oma Gretchen noch dazu "oder 70 Hundejahre!"







Und jetzt zur spannenden Leseraufgabe: Finde die "Wuchtbrumme"! Lösung bitte an http://www.facebook.com/pages/kirche-crainfeldde/190161071084



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Samstag, 6. November 2010

Manamana - ein synoptischer Vergleich

Der November ist ja nun mal nicht unbedingt ein Guter Laune Monat. Erlebt man ihn ganz abgesehen von allem Scheißwetter auch im Lauf des Kirchenjahres wird das eher noch schlimmer. Weder Totensonntag noch der Volkstrauertag lassen den Liturgen lachen (Apropo Volkstrauertag: Doppelt schlimm, sowohl erleben wie drüber nachdenken, ich kopiere mal den Alttext Heiligenthal soll trauern rüber).

Angesichts all des Elends greife ich - ich will es zugeben - gerne zu kleinen, bunten synthetischen Stimmungsaufhellern. Keine Sorge, weder verstoße ich wissentlich gegen das Betäubungsmittelgesetz noch kann unser Wundertoaster jetzt auch Extacy simulieren, die Rede ist von der Muppets Show. Und wer Muppets sagt, der muss auch ManaMana summen:







Aber warum funktioniert das eigentlich so treffsicher. Komische Puppen singen komisches Zeugs und der Körper schüttet Glückshormone aus?



Als Theologe hat man ja zum Glück gelernt genau hinzuschauen; wenn man z.B. eine Bibel nicht versteht, dann versucht der wissenschaftlich Verbildelte sich nicht etwas das zu erklären sondern flüchtet sich in einen Textvergleich mit ähnlichen/verwanden Stellen und fragt nach der ursprünglichen Textfassung (als ob die dann klarer wäre, im Gegenteil die muss sogar möglichst unverständlich sein, gilt dem Textforscher doch die lectio difficilior, soll heißen die schiere Unverständlichkeit, als Beweis für die älteste Textfassung)



Auf unsere Fragestellung angewandt, ergibt eine kurze Recherche, dass der ManaMana Auftritt der Muppets gar kein Original ist, sondern abgekupfert wurde, er kam Ende der 60er Jahre zunächst in der Sesam Straße vor und zwar in dieser Version:







Lectio difficilior stimmt ja schon mal in soweit: Es ist schwierig für Novembertrübe Seelen, dass diese Version so gar nicht lustig ist. Könnte das Beweis sein, dass all die Unimethoden einfach nix bringen? So leicht will ich mir das nicht machen und recherchiere kräftig weiter. Und siehe da, auch die Sesamstraßenversion ist nicht die Älteste. Tatsächlich tauchte der Manamanasong das erste mal in Europa auf, in einem Softpornostreifen. Als “Mah Nà Mah Nà” wurde es von dem Italiener Piero Umiliani geschrieben und 1968 in dem Film “Svezia, inferno e paradiso” veröffentlicht. Der bahnbrechende Film lässt sich italienische Laiendarstellerinnen als Darstellerinnen schwedischer Nymphomaninnen versuchen. Gibst doch gar nicht, doch:







Und darin liegt wohl des Pudels Kern. So herrlich abstrus wie das Vorbild ist auch die Muppetversion. Und so dürfte es wohl der warme Hauch der Anarchie sein, die etwas Leben in den trüben November bringt.



Und so nebenbei habe ich endlich mal wieder hochwissenschaftliche Bibelmethoden angewendet!!!





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Heiligenthal soll trauern

weil in neuem Text (Manamana) erwähnt und weil eh bald wieder Volkstrauertag hier nochmal ein Text aus dem aufgegenem Wordpressblog


Ein gestriger Tweet lautete in etwa, dass Dekanatssynoden und Volkstrauertage jetzt nicht unbedingt die zwei Hauptgründe für meine Berufswahl waren. Aber einmal im Jahr ist es dann unausweichlich. Mag sein, dass die Predigt Kategorie "Mahnen und Warnen" nicht so den zu den besseren zählt, aber der Gottesdienst läuft trotzdem einigermaßen, eine gute Liturgie und Lieder tragen. Spätestens auf dem Friedhof, Stichwort Kranzniederlegung am Ehrenmal, muss ich an Martin Walser denken. Der badische Dichterfürst erzählte seinerzeit in der Paulskirche so einen Mist (Israel missbraucht die Shoa zum Politikmachem), dass die beachtenswerte Aspekte unter der braunen Scheiße begraben wurde (vgl. Sarrazin).

Und die gab es. Jetzt erinnere ich mich. Hier auf dem Friedhof am Ehrenmal auf dem ein großes Eisernes Kreuz steht, gerade haben wir "ich hatt einen Kamaraden" gehört, gefolgt vom offiziellen Gedenktext und anschließenden Kranzniederlegungen. Walser meinte, jede Generation müsse ihre eigenen stimmigen Riten, Zeichen und Formen des Gedenkens finden. Meine, die zweite Nachkriegsgeneration hat das offensichtlich noch nicht getan, jedenfalls bin ich der einzige unter 50, soweit ich die überschaubare Besucherschar überblicke.

Wie schwer das ist, Traditionen durch neue Formen zu beleben, darüber habe ich mich diese Woche auf unserer HP kirche-crainfeld.de ausgelassen - leidiges Thema "Schulgottesdienst". Dass es nötig ist, um das wichtige Erinnern der Auswirkungen von Krieg und Gewalt in die Generationen zu tragen, die es nicht am eigenen Leib spüren mussten oder die Trauer der Eltern erlebten, habe ich an diesem Tag gelernt.

Ein gestriger Tweet lautete in etwa, dass Dekanatssynoden und Volkstrauertage jetzt nicht unbedingt die zwei Hauptgründe für meine Berufswahl waren. Aber einmal im Jahr ist es dann unausweichlich. Mag sein, dass die Predigt Kategorie "Mahnen und Warnen" nicht so den zu den besseren zählt, aber der Gottesdienst läuft trotzdem einigermaßen, eine gute Liturgie und Lieder tragen. Spätestens auf dem Friedhof, Stichwort Kranzniederlegung am Ehrenmal, muss ich an Martin Walser denken. Der badische Dichterfürst erzählte seinerzeit in der Paulskirche so einen Mist (Israel missbraucht die Shoa zum Politikmachem), dass die beachtenswerte Aspekte unter der braunen Scheiße begraben wurde (vgl. Sarrazin).

Und die gab es. Jetzt erinnere ich mich. Hier auf dem Friedhof am Ehrenmal auf dem ein großes Eisernes Kreuz steht, gerade haben wir "ich hatt einen Kamaraden" gehört, gefolgt vom offiziellen Gedenktext und anschließenden Kranzniederlegungen. Walser meinte, jede Generation müsse ihre eigenen stimmigen Riten, Zeichen und Formen des Gedenkens finden. Meine, die zweite Nachkriegsgeneration hat das offensichtlich noch nicht getan, jedenfalls bin ich der einzige unter 50, soweit ich die überschaubare Besucherschar überblicke.

Wie schwer das ist, Traditionen durch neue Formen zu beleben, darüber habe ich mich diese Woche auf unserer HP kirche-crainfeld.de ausgelassen - leidiges Thema "Schulgottesdienst". Dass es nötig ist, um das wichtige Erinnern der Auswirkungen von Krieg und Gewalt in die Generationen zu tragen, die es nicht am eigenen Leib spüren mussten oder die Trauer der Eltern erlebten, habe ich an diesem Tag gelernt.



Montag, 1. November 2010

Wenn Arbeit einen Sinn ergibt...

Ein schöner Helge Schneider "Gag" geht so: Danke für den Applaus, Applaus ist das Schönste im Leben eines Künstler fast so schön wie Ficken..."
Da kann der Pfarrer nur neidisch zum "Bühnenkollegen" rüberschielen (ich vermute hier liegen auch die Gründungsgründe der Pfarrerkabaretts, aber das ist eine andere Geschichte). Applaus gibt's selbst nach brillantesten Predigten nie, dafür aber Lob an der Ausgangstür. Und das ist fast genauso gut, zum Glück und zur Motivation sparte meine Gemeinde in den Anfangsjahren nicht damit.
Mittlerweile ist es weniger geworden, vielleicht lasse ich nach, mag sein, dass sich ein gewisser Gewöhnungseffekt eingestellt hat oder man will doch mehr "Gutes Altes" als ich das biete (auch das ein anderes Thema) -  jedenfalls häufen sich Statements, die beweisen, dass sich die Logik "Lob motiviert" auch umdrehen lässt.
Dazu ein reines Gedankenspiel: Man stelle sich vor, ein Pfarrer erkläre sich bereit den Konfiunterricht für einen erkrankten Kollegen zu übernehmen. Bewusst entschiede er sich dafür diese Gemeinde zu unterstützen und damit gegen die Vertretung der Schulstunden, obwohl die ordentlich vergütet werden, der Konfiunterricht aber gar nicht. Dann geht der Pfarrer in den Kirchenvorstand der betroffenen Gemeinde, stellt sein Konzept vor, zeigt Bilder und Projekte der Konfiarbeit, die man getrost als "richtig gut" einstufen darf. Entlassen werde er dann mit den Worten des KV Vorsitzenden: Herr Pfarrer wir erklären uns hiermit bereit und erlauben ihnen den Unterricht in unserer Gemeinde zu erteilen!"
Wie würde der Pfarrer wohl reagieren? Sich Luft machen und die Story in seinem Blog erzählen? Vielleicht und wenn ja möglichst neutral, denn die Gedanken, die er sich darüber macht, sind wohl kaum veröffentlichbar.
Zum Glück gibt sie auch noch die postiven Reaktionen in letzter Zeit. Nein ich meine nicht das Statement der Gottesdienstbesucherin nach einem eher gelungenem Reformationsjugendgottesdienst mit Pianist, Gitarre und Jugendchor "Ich muss sagen, dass die Orgel nicht gespielt hat, hat mir gar nicht gefallen, ich meine die erste Reaktion (abgesehen von meinen Facebookkontakten) auf die Aktion zum Kirchenjubiläum eintausend schöne Bilder der tausendjährigen Kirche zu sammeln. Die kommt zwar erst nach rund 580 Fotos ist aber so aufbauend, dass ich sie im Wortlaut weitergeben will:

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     Please reply me with my email address here
               Mailadresse

                
Thanks,
Yours New Friend
Miss esther Bello.
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Samstag, 30. Oktober 2010

Von Runkelrüben, Reformation und Reibungsverlusten

Auch mal schön wenn sich eine Sache klärt. Die Verwunderung wer Runkelrüben ins Gemeindehaus schleppte währte nicht lange. Am Anfang war die Idee: Ich wollte eine Telofonkette bilden, um weiter zu geben, dass Konfis zu Erntedank Gaben sammeln sollen. Die spielten aber lieber Stille Post. Und so wurde ab dem Buchstaben J der Auftrag verbreitet, zum heutigen Konfisamstag Runkelrüben in großer Zahl und Ausmaß herbei zu schleppen.
Nun waren die Dinger schon mal da, da haben wir ein paar Runkelrübenköpfe für den morgigen Reformationsgottesdienst geschnitzt.
Schon beim Tippen höre ich die ersten aufschreien: Darf man das denn? Den Kniefall vor Halloween diesem imperialistischen, kommerziellen und heidnischen Einschleppfest? Weiß nicht, weniger, weil hinter den drei Schlagworten ja nicht nur politisch abzulehnendes sondern auch jede Menge Spaß steckt, sondern, weil in dem Gottesdienst morgen ohnehin Welten aufeinanderprallen, die kaum zueinander passen.
Ein gut Teil der Gemeinde erwartet wohl eine "Kirche" die das Erbe der Reformation hochhält (was dann wohl der Widerspruch wäre, ausgerechnet den Tag der Reformation so zu feiern wie immer), die Konfis die eingeführt werden hätten gerne einen flotten Jugendgottesdienst, mit interaktiven Teilen, Selbstvorbeteitetem etc. Ich bin stilistisch ja eher flexibel, hätte es dafür aber gerne stimmig und habe daher ein Problem. Und als kleines Zeichen dafür werden morgen ein paar RunkelrübenköpfeTeelichteterleuchtet im
Altarraum flackern.

Dienstag, 26. Oktober 2010

Das Ende des Fronatlunterrichts








Was ein Glück, dass es die Schule gibt. Was brächte sonst noch Spaß und Absurdität in meinen grauen Alltag. Neuerdings betonen nun Smartboards meine schizophrenen Seiten. Angeschafft durch das Konjungturpaket 2 hängen die in ziemlich vielen Klassenräumen. Der Hausmeister musste sich alle Mühe geben, die wenigen Wände zu nutzen, die der Belastung standhalten und zusätzlich darauf achten, dass sie unter keinem Loch im Dach hängen. Man ahnt, bevor in Technik investiert wird, hätte man erstmal die übelsten Baumängel beseitigen können. Aber vermutlich hat der Schwippschwager des zuständigen Politikers eher ein Technik- als ein Baugeschäft. Wenn man dann noch am die Ökologie - Stromverbrauch- und die Folgekostenvertrag -Wartung, Birnen etc. -denkt, müsste man die Dinger ablehnen. Doch dazu benutze ich sie zu gerne. Gerade bei Filmeinheiten ist das schon zu gut, Szenen nochmals in PowerPoint Arbeitsblätter einzubinden, Charakterfotos und Standszenen einzublenden, die Schlüsselszenenmusik nochmal zu hören, sprich den Unterricht besser zu gestalten. Außerdem bin ich hob und weg, dass das Ding faktisch auch den eine Unterrichtsform eingeführt, für die der Name noch gefunden werden muss.
Dazu braucht es aber auch die maroden Wände, die Bauernschläue des Installateurs und die Geistesgegewart des Klassenlehrers. Auf gar keinen Fall darf man das Smartboard an gleicher Wand wie die Tafel anbringen.

Ist die Tafel aber an dieser Wand angebracht und das Board an der anderen, dann kann man die die Hälfte der Klasse an die Wand gucken lassen und die andere an die andere...





und hat zack die Zentralunterrichtsform erfunden.

Freitag, 22. Oktober 2010

Emperie des Geschlechterkampfes


Zehnte Klasse. Thema Schöpfung. Da bietet sich an die Bibelstelle "und schuf sie als Mann und Frau" aufzugreifen. Interesse sollte dafür ja da sein. Und so staunte der Relilehrer nicht schlecht was das eine Geschlecht so als typisch über das andere notierte. Klammer auf Ich frage mich ob das in meiner ehemaligen Mainz-Mombach-Neun genauso ausgesehen hätte. Glaube kaum, denn wenn ich da Unter-Der-Bank-Lektüre eingesammelt habe, dann war's zu 95% die Bravo mit aufgeschlagener Sexseite und zu Fünfen ein Wochenendtittenheftchen. In der Oberwaldschule habe ich bisher von leseaffinen Schülern ausschließlich Kataloge von Engelbert Berufsbekleidung - die mit den Kettensägenschutuhosen - kassieren können Klammer zu Doppelpunkt
Das meinen also Jungs?- Jugendliche?? - Junge Männer??? über Mädchen? - Jugendliche?? - Junge Frauen???
zickig, sensibel, achten auf ihr Äußeres, dicke Titten, lieben Schuhe, zickig, lange Haare, gehen gerne shoppen, schöne Haare, lieben Schuhe, achten sehr auf ihr Äußeres und zickig.
Und das gilt als typisch männlich -masulin, jungsmäßig(?!): verspielt kindisch, unlogische Denkweise, männlich, beleidigen gerne Frauen, immer der Beste sein, vor den Kumpels gut dastehen, Angeber, Autogeil, Fußballsüchtig, schwanzgesteuert, oberflächlich, egoistisch, können nicht verlieren, womanizer, Computerfreaks, beschützerinstinkt, kommen später in die Pubertät, class='blogium-promo'>Posted from Blogium for iPhone

Freitag, 15. Oktober 2010

Kurioses Crainfeld


Folgende Situation auf einer Ordinationsfete in Offenbach: Nach längerem entspannt-anregendem Plausch mit einem Kollegen (Mitte 40, intellektuell, guter Anzug, Frankfurt, schwul) fragt der mich wo ich denn eigentlich herkomme. Ich antworte, dass wir aus dem hohen Vogelsberg angerollt sind. Die Augen des Gegenübers weiten sich, er schnappt nach Luft und es entfährt ihm ein "Oh Gott wie isses da denn so?", was mich unweigerlich in eine Verteidigungshaltung bringt. Nun weiß man ja die sind schlecht weil unsachlich, deshalb "würde ich heute ganz anders reagieren.
Selbstverständliches Klarstellen: Klischees gehören in die Tonne!
Dann ausweichen: Die Antwort hat ja mal sicher mehr mit einem selber zu tun als mit dem zu richtendem Ort.
Drittens relativieren: Natürlich entwickelt und verändert sich das Erleben der Region und ihrer Menschen mit der Zeit und Verweildauer.
Dann vielleicht konkreter werden: An einzelnen Symbolen/Ereignissen/Entscheidungen entscheidet sich viel; die Gestaltung der 1000 Jahr Feier 2011 wird so eines sein. Dann wieder ausweichen: Noch stecke ich ja ganz im Erleben, da ist noch keine Zeit für ein Fazit.
Letztlich mit einem guten Gag aufhören (der alte Pointenzwang): Crainfeld ist schon kurios. Da bietet ein Eierhändler nicht nur Puten mit breiter Brust sondern auch ganz ungeniert Sex im (oder mit?) Auto(s) an! So gesehen gestern beim einkauf in der "Genossenschaft" (auch kurios aber ein anderes Thema)

Donnerstag, 14. Oktober 2010

There are days like this

Draußen und drinnen Herbst, ergo zu nix Lust.
Konfifahrtabrechnung? Zu viele Zahlen!
Beerdigung schreiben? Müsste ja sein, muss aber später!
Liturgie fertig machen? Will die Taufgesellschaft ja nicht deprimieren!
Leute einladen? Wohnen alle zu weit weg!
Wermut gegen die Schwermut? Zu früh!
Ein Glück, dass es für tage wie diesen Jamendo gibt. Da kann man sich leichte, schöne, komplizierte, seltsame, technoide, dicke-Eier-Rock, kurz unprofessionelle-professionelle Musik anhören, das Ganze kostenlos und quer durch die Genres. Zum Beispiel diese Jungs, die Lagerfeuerakkustikgitarre mit dem Musikprogramm des Gameboys kombinieren. Ist albern, bringt aber zumindest ein Grinsen.

Dienstag, 12. Oktober 2010


Der Versuch einer Andacht

  • mittels eines Bildes zum Kunstprojekts The moment of consideration
  • einer biblischen Wundergeschichte (Mk 5)
  • einem erklärenden Text des Künstlers Ralf Kopp
  • und fragend-ergänzenden Einschüben des Pfarrers Sascha Heiligenthals

In jener Zeit fuhr Jesus im Boot an das andere Ufer des Sees von Galiläa hinüber, und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam ein Synagogenvorsteher namens Jaïrus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie wieder gesund wird und am Leben bleibt. Da ging Jesus mit ihm. Viele Menschen folgten ihm und drängten sich um ihn. Unterwegs kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jaïrus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Sei ohne Furcht; glaube nur Und er ließ keinen mitkommen außer Petrus, Jakobus und Johannes, den Bruder des Jakobus. Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Lärm bemerkte und hörte, wie die Leute laut weinten und jammerten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber schickte alle hinaus und nahm außer seinen Begleitern nur die Eltern mit in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talita kum, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf.

Ich wurde zu dem Video durch meinen andauernden inneren Dialog inspiriert – die Schwierigkeit zu einer Entscheidung zu kommen. Das „vielleicht“, das „sowohl als auch“. Der innere Konflikt zwischen Rationaliät und Emotion. Mein Gefühl sagt mir „Tu es!“. Mein Kopf sagt mir “Lass es, es bringt nur Stress”. Mein Über-Ich hat Argumente. “richtig und falsch”, “lass es sein”, “die Ethik” – der Schweinehund der überwunden werden will – meine Ängste.

Soll ich es tun? Soll ich? Oder besser nicht? Warum nicht? Die Anderen machen´ s doch auch. Die Anderen? Nein, sorry, NEIN! Ja. Nein. Oder doch ja? Ich meine ja – nein. Oder?

Auf der einen Seite sagen die verschiedenen Frauen in ihrer Muttersprache ohne große Unterbrechung „Ja, ja, ja“ und auf der anderen „Nein, nein, nein“ – vielfältig wiederholt in einem Bild – verbunden mit Gestiken und Betonungen. Sie sind scheinbar im Dialog mit sich selbst.

Auf den ersten Blick scheint es den Frauen nicht schlecht dabei zu gehen, es wird gegrinst und gelacht, Zeit sich Gedanken zu machen, das ist gut. Die Atmosphäre stimmt, gemütliches Cafe, der Zucker steht bereit seine glücklich machende Wirkung ins Heißgetränk rieseln zu lassen.

Das Glück bleibt aber fern, denn der innere Dialog findet kein Ziel, wird zur Geschichte ohne Anfang und Ende, nervt den Betrachter, zum Glück denn

Der Betrachter wird Teil dieses Dialogs. Der innere Dialog mit sich selbst. „Ja“ und „Nein“.Soll ich etwas tun oder soll ich’s lassen? Soll ich’s so tun? Oder so? Soll ich zum Chef gehen und um Gehalt bitten, oder lass ich’s lieber? Soll ich ein Stück Kuchen essen – ein weiteres vielleicht – oder nicht? „Ja, ja“, „Nein, nein“. „Ja, es schmeckt so gut“ – „Nein es macht dick“. „Es ist gerade so gemütlich in der Kaffeerunde, da trägt doch ein weiteres Stück Kuchen gerade zur Gemütlichkeit bei.“ „Aber da ist sehr viel Zucker drin, lass das lieber – ist nicht gesund.“ „Aber mein Leben ist so anstrengend, das Stück Kuchen wäre die richtige Belohnung in stressiger Zeit.“ – „Nein, die Leute denken ja noch, du isst immer so viel.“ „Ja, ja“, „Nein, nein“. „Soll ich etwas kaufen oder anschaffen – oder nicht?“ „Soll ich ein Beziehungsproblem ansprechen, was mir wichtig wäre, was mir auf der Seele liegt – oder blüht mir dann noch mehr Ärger?“

Kopp hält uns und unseres Zeit der der scheinbar unendlichen Wahlmöglichkeiten mit dem Bildschirm den Spiegel vor. Aus der Verlockung der unbegrenzten Möglichkeiten sind längst die begrenzten Unmöglichkeiten geworden

Der Theologe Kurt Marti hat das mal verdichtet auf den Punkt so auf den Punkt gebracht:

Wo kämen wir hin, wenn jeder sagte, wo kämen wir hin und keiner ginge, um zu sehen, wohin wir kämen, wenn wir gingen.

Stillstand ist der Tod – und deshalb wollen Kopps Bilder auch nur Durchgangsstationen sein, um

die Pros und Cons hinter uns (zu) bringen – und (zu) entscheiden.

Vielleicht lässt sich ja der Druck aus der ganzen verfahrenen Situation lassen, wenn wir uns kurz bewusst machen, dass von der Entscheidung unser ganzes Leben abhängt. Nein, ich habe kein Wort vergessen, weil ich aus Zeitnot zu schnell tippe, natürlich hängt beruhigenderweise das Gelingen unseres Lebens davon ab - denn das macht gutes Leben nun mal aus: Richtige Entscheidungen! Wie kommt man zu denen. Das ist genauso einfach zu beantworten: Durch Erfahrungen! Jetzt brauchen wir also nur noch Erfahrungen, wie gewinnen wir die? Durch falsche Entscheidungen!

Entscheiden ist also gut, natürlich tut es weh über Falsche zu stolpern, ins Straucheln zu geraten, hinzufallen und trotzdem: Es ist relativ wurscht ob richtig oder falsch, vielmehr es ist relativ wichtig die falschen Entscheidung richtig zu nehmen. Nämlich mit der Haltung, die hinter Jesu Aufforderung der Wundergeschichte aufleuchtet, die er zu dem Mädchen sagt weil er uns damit gemeint hat: Talita kumi!


Mehr über Ralf Kopp und seine Arbeit?

www.videokun.st und www.ralfkopp.com


the moment of concideration - FR from Ralf Kopp on Vimeo.

Freitag, 8. Oktober 2010

Weltklassehumor aus Lauterbach


Nun hat sich der Lauterbacher Anzeiger ja immer mal wieder als astreines Satireblatt entpuppt. Etwa wenn beim Kinderkonzert des Nieder-Mooser Orgelsommers miniert wurde, die vielen Kinder hätten die schöne Musik gestört oder wenn der Garant der vogelsberger Pressefreiheit erleichtert zum 90. Geburtstag feststellt "sie meistert ihr Schicksal: seit ihrer Kopfoperation sieht sie alles doppelt.
Mit der exklusiven Bild-Text-Kompositionen von Donnerstag ist das Humorschaffen des Lokalblattes endlich in der ersten Liga, sprich Bundespolitik angekommen und bringt zusammen was zusammen gehört: Winterreifen und scheidende Finanzminister.

Der Hanftag


Es ist morgen. Gewohnt liebevoll hat der Pfarrer seinen Lieben das Frühstück bereitet. Da betritt die Pfarrfrau das Esszimmer, rümpft die Nase, setzt einen vorwurfsvoll-kritischen Blick auf und meint:“Riecht es hier etwa nach Hanf?!“ Der Pfarrer schnüffelt und entgegnet dann eine Spur zu lässig mit kryptischer Gegenfrage (man kennt das ja: Vorwürfe treffen gerade wenn sie unbegründet sind, oder wer hat kein schlechtes Gefühl, begegnet man der Polizei, selbst dann wenn man wegen vorausgurkendene Opi ausnahmsweise mit 50 innerorts unterwegs ist): „Du meinst doch nicht etwa?“ Der Verdacht liegt angesichts aktueller Familiensituation eher fern, deshalb entschließt sich das Paar analytisch vorzugehen. Woher könnte der ungewohnte aber nicht unangeheme Duft strömen. Erstmal eindeutig: Epizentrum der Schwaden ist der Toaster! Wie kommt der Duftstoff in das Gerät hinein? Man kommt auf eine Änderung der daily routine. Heute morgen schob der Pfarrer Lidltoat in die Toaster. Zur Entschuldigung: Das Paar musste dem Schweinesystem nachgeben, da das natürlich selbstgebackene Biodinkelbrot schleiht und ergreifend alle war und der unsympathische Discounter die einzige Möglich an Nachschub zu kommen. Die Pfarrfrau geht sofort die Inhaltsstoffe auf der Verpackung nach. Man traut denen mittlerweile alles zu. Wer Dioxin ins Fleisch mischt und käsefreien Käse anbietet, der steckt auch zur Kundenbindung THC in den Toast. Der Pfarrer wendet aber kritisch eion, dass Hanf sicher teurer wäre als Weizenmehl und man sich doch noch gewundert hätte wie das alles sooo billig sein könne (sogar gegen Aldi) und überhaupt. Die Pfarrfrau stimmt zu, findet auch nichts verdächtiges auf der packung abgesehen von den 12 E irgendwas, aber die sind in der regel ja nur schädlich ohne dabei zu schmecken oder riechen. Nach fruchtlosen Überlegen und lustlosen Knabbern an den Toastscheiben (jetzt wo´s bezahlt ist will man ja nichts wegwerfen, außerdem ist nichts anderes im Haus) keimt die Idee doch mal den Toaster umzudrehen. Es rieselt alte Krumen und es duftet der Pfarrer summt unwillkürlich einen CCR Song. Da kommt etwas. Etwas pflanzliches, ein Halm. Die Pfarrfrau triumphiert also doch? Nein und jetzt aufgepasst liebe Hanfphophile, die ein wenig auf den Geldbeutel oder die Haarprobe achten müssen. Ein Stückchen des zum troknen aufgehängten Beifußes (das Weihnachtsentengewürz) ist in den Toaster gestürzt und alleiniger Grund für die morgendliche humoreske Szene.

Ob die Wirkung ähnlich ähnlich ist wie der Geruch, darf gerne ausprobiert und als Antwort gepostet werden.


Donnerstag, 7. Oktober 2010

Gospelship


Normalerweise sieht man das ja nicht so gerne, wenn die lieben Schülerchen Arbeitsblätter verschlampen, beschmieren oder auf anderer weise gering schätzen. In diesem Fall bin ich ausnahmsweise gar nicht böse. Aus dem Schöpfungspsalm wurde eine Arche. Das ist nicht nur originell gemacht sondern theologisch ziemlich interessant, auch wenn das der künstlerische Zehntklässlerin wohl nicht bewußt war.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Seltsamer Arbeitsplatz



Schule ist für Pfarrer immer seltsam. Man kennt weder alle Lehrerkollegen noch die internen Agrements wie Schüler zu disziplinieren sind ganz zu schweigen von den undurchschaubaren Informationswegen dieses Organismus Schule. Sichtbar wurde das diffuse Gefühl diese Woche seit mein Pultarbeitsplatz unter Rotlicht steht. So beleuchtet freuen sich die Bronchen und können um so mehr aufatmen, seit die Kirchenband offiziell nicht mehr im Verdacht steht in die Schule eingebrochen zu haben.

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Dienstag, 5. Oktober 2010

Schönberg kam bis nach Crainfeld

bald ist wieder weihnachten - der alte text (24.12.2009) aus dem ausgegebenem vorgängerblog erinnert uns dran

So ihr Freunde der gepflegten Satire als Überlebensstrategie. Es begab sich aber zu der Zeit als Chöre ständige Gäste im Gottesdienst sind, dass ein Gebot von Pfarrer Heiligenthal ausging, dass edler Klang die Kirche erfülle und zur Erbauung der Gemeinde mit ihr musiziert werde. Und was dabei dann so rauskommt reizt mich alle 4 Jahre zu einer kleinem Groteske. Die letzte habe ich, obwohl frei erfunden wegen vermeintlicher Ähnlichkeit zu tatsächlichen Vorkommnissen wieder aus dem Blog getilgt. Mal schauen wie lange diese drinbleibt.
Nennen wir das Gedankenspiel „Schönberg kam doch bis nach Crainfeld“ und lassen es beginnen:

Bei uns sitzt der Chor, sei es eigener oder Gäste im Chorraum. Das mag man erstmal für ein schlüssiges Konzept halten, doch existiert das Richtige nicht nur im Falschen sondern auch umgekehrt.
Zum einem gibt das manchen Chören die Gelegenheit maximale Wege von Sitz- zu Singplatz zurückzulegen. Man will ja nicht nur gehört sondern auch gesehen werden. Und außerdem scheinen sich Stimmnachbarn all die wichtigen Geschichten für diesen Weg zur chorischen Hin-, Auf-, Um- und endgültigen Aufstellung aufzuheben. Da hat man ja die Zeit, das in aller schamlosen Lautstärke zu erzählen. Aber das ist eigentlich eine ganz andere Geschichte.
Denn zum anderen entsteht so ein Phänomen das ich mal „den atonalen Chorraumhall“ nennen möchte und das so geht: Singt der Chor beim Gemeindegesang von seinem Sitzplatz aus mit, dannn macht er das grundsätzlich in einem anderen Tempo. Unterschiede von drei, vier Sekunken der einer Dreiviertel Liedzeile sind keine Seltenheit. Nun mag der ein oder andere Chor mit Atonalität bestens vertraut sein, aber das Phänomen fällt den Sängern durchaus auf. Und dann versucht man die fehlende Synchronität durch Lautstärke zu kompensieren. Das hat sich der liebe Gott so sicher nicht gedacht als er uns das Singen schenkte.
Wir haben das im Kirchenvorstand darüber gerätselt. Eine Vermutung war, der atonale Chorraumhall entstünde, weil der Chor am anderen Ende der Kirche also weit von der Orgel wegsitze. Dagegen sprechen aber drei Dinge.
a) Ich sitze auch da. Und es ist gar kein Problem mit der Gemeinde zu singen.
b) ein geübter Chor verzögert nicht zwangsweise. Er kann durchaus auch schon die dritte Strophe begonnen haben, während der Rest gerade die zweite beendet.
c) sollte die Schallverzögerung tatsächlich ursächlich sein, müsste nach physikalischen Gesetz die Kirche 1,2 Kilometer lang sein.

Und deshalb kommt es immer wieder zu solchen Szenen wie dieser, die natürlich frei erfunden ist und deshalb Ähnlichkeiten mit real „musizierenden“ Personen rein zufällig.

Ich muss vorausschicken , dass ich im Umgang und der Kombination von Musik, Texten und Liturgie ziemlich outstanding bin: Es ist z.B. immer wieder ein Genuss zu erleben wie von mir Psalmen mit kommentierenden oder fortschreibenden Gesangsbuchliedern vereint werden. Aber an Weihnachten habe ich die Rechnung ohne den Chorraumchor gemacht. Das Fürbittgebet beginnt , es ist abgestimmt auf das wunderschöne „Es ist ein Ros entsprungen“, das strophenweise gesungen wird. Die erste Strophe beginnt, die Orgel setzt ein. Der Chor auch. Auswendig und in der ersten Strophe sehr textsicher. Aber er singt sehr viele Achtelnoten. Singt man viele Achtel wo Viertel stehen, die der Rest der Kirche samt Orgel anstimmt, dann hat man schnell eine halbe Strophe Vorsprung.
Gott sei Dank, ist das Elend recht schnell vorbei. Aber nach kurzem Gebetsanliegen droht die zweite Strophe. Der Chor setzt ein. Textlich wird die Gestaltung jetzt kreativer. Aus Blümelein wird Röslein klein u. ä. An der falschen Geschwindigkeit will der Chor nichts ändern. Ich drehe mich um und versuche den Takt zu dirigieren. Einzelne verstehen das als Aufforderung plötzlich sehr laut zu singen. Ich wende mich ab und mache ein entsetztes Gesicht.
Dritte Strophe. Einzelne Stimmem im ersten Tenor überschlagen sich jetzt. Das ist nicht so schlecht. So überhört es sich leichter, dass der Text – rein heilsgeschichtlich betrachtet – ins Groteske abdriftet. Ich fange aus Verzweiflung an zu beten. Gott antwortet barsch: „Weißt du denn nicht , dass Weihnachten ist? Da habe ich viel und wichtigeres zu tun!“. Wenig tröstlich, aber immerhin, ich scheine kein Einzelschicksal zu sein.
Vierte Strophe. Ich versuche mit Gott einen Kuhhandel. „Könntest du mich nicht spontan ertauben lassen, Herr?“. „Mildernde Umstände gibt’s erst ab fünfzehn Dienstjahren!“ ist die Antwort. „Und jetzt hör’ auf zu heulen sonst verpass ich dir einen Tinitus mir der Jingle Bells Melodie!“. Das sitzt. Ich singe die vierte Strophe noch ein wenig mit. "O Jesu bis mein Scheiden aus diesem Jammertal." Der Text gibt meiner Gefühlswelt Worte. Der vorauseilende Chor erlaubt, dass ich die Zeile gleich zweimal voll Inbrunst anstimmen kann ohne aufzufallen. Ich warte dann noch geduldig bis die Gemeinde auch fertig ist und spreche den Segen.

Heiligenthal verliest sich

Eine Email drudelt ein. Evangelischer Pressedienst, Stellungnahme des designierten Propstes Schmidt.

Ich fliege über die Überschrift und ein Reflex stellt sich ein. Post vom Vorgesetzten – Sicher nichts Gutes. „Propst Schmidt will Pfarrer entlassen“ lese ich. Das ist ja mal originell so zum Dienstantritt denke ich und merke schamrot, dass ich mich verlesen habe „Entlasten“ heißt es.

Das finde ich gut. So was habe ich von einem Propst bisher nur in einer Abschiedsrunde vernommen, zwei Wochen vor Ruhestand, wo er also gar nicht erst in Versuchung kommen konnte das in Aussicht gestellte auch umzusetzen. Sie werden sich kaum wundern, dass ich Schmidts Analyse teile, die Anforderungen an den Pfarrberuf sind gestiegen.

Und darüber müsste man mal reden.

Reden wir nicht über die allgemeine Beschleunigung der Zeit zu tun. Über die sich via Blog aufzuregen und das per twitter zu verbreiten wäre bigott.

Reden wir über die Erscheinungsästhetik. In Zeiten des PowerPoint und Photoshop kann ich meinen Gemeindebrief mehr per Schwarz-Weiß Kopierer zerknittern lassen. Die Medien geben uns einen Standart vor den wir ohnehin kaum erreichen, aber nahe dran kommen müssen, um wahrgenommen zu werden. Und reden wir über die nötige Professionalisierung und die Mehrarbeit, die diese Anforderung bedeutet.

Reden wir über den Package-Deal. Der beschreibt, dass die Anforderung an einen Pfarrer durch Anerkennung und Entlastungen auch finanzieller Art ausgeglichen werden müssen. Diesen tritt Kirchepolitik gerade mit Füßen! Diesen ganzen Quatsch, dass man jetzt gerne Weltkonzern spielt und sich den Regeln und Sprachregeln der Wirtschaft anpasst, will ich mir an anderer Stelle vornehmen. Hierher gehört, dass Urlaubsgeld durch „Gewinnbeteilungen“ ersetzt werden (kommen bald die Boni?), damit eine Schlechterstellung aber nicht kaschiert werden kann. Es ist auch kaum ausgleichend per Beteiligung an Renovierungskosten seinen Pfarrern die Miete faktisch um 25% zu erhöhen (nachzurechnen in meinem persönlichen Fall). Auch nicht unter „Motivation“ kann laufen, dass kritische Nachfragen dazu monatelang unbeantwortet bleiben.

Wenn wir gerade bei schlechter Kirchenpolitik sind, reden wir weiter über das Pfarrhaus. Dessen Unterhalt wurde in Hände der Gemeinde übergeben. Zugespitzt formuliert muss seitdem der Pfarrer mit seinem Kirchenvorstand entscheiden, ob der Gemeindeetat für Renovierungen belastet wird oder für anderes. So steht man vor der unglücklichen Aufgaben bei knapper werdendem Geld die eigene Wohnsituation gegen Gemeindearbeit abzuwägen. Schimmel in der Küche beseitigen und dafür Kindergottesdienst kürzen? Schlechte Kirchenpolitik, die Pfarrer als leitendes Personal belastet!

Reden wir weiter über die. Davon gibt es ja jede Menge, reden wir über Stellenstreichungen. Am Beispiel unserer kleinen Dorfgemeinde. Wir dürfen uns seit vorletzten Jahreswechsel z.B. zusätzlich um die Oberwaldklinik kümmern. Verbunden mit einer unrealistischen Erwartungen an Klinikgottesdiensten (dort soll im Jahr sechsmal so oft Kirche sein wie in unserem Fillialort Vaitshain!). Ausgleich für diese Mehrbelastung wurde nicht mal angesprochen.

Bleiben wir aber ruhig mal bei dem ersten Teilaspekt und reden über überzogene Erwartungen. Meiner Meinung nach gibt es für die eine angemessene Reaktion – sie zu enttäuschen. Damit stehe ich oft alleine auf weiter Flur. Ich unterstelle vielen Kollegen und kirchlichen Entscheidungsträger sich die Mehrarbeit und Belastungen so zu Eigen gemacht haben, dass sie sie unkritisch tragen und vertreten. Dabei Totschlagargumente wohin man schaut. Wie könnte ein Pfarrer schon was gegen Gottesdienstfeiern sagen (im Fall der Klinik)? Natürlich ist es wichtig am regelmäßigen Gottesdienst festzuhalten, aber nicht an jeder Milchkanne oder in jedem Klinikkabuff. Aber sag das mal. Es wird ja schon unter dem Punkt „Unmotiviertheit der Kollegen“ auf Pfarrkonferenzen nach besprochen, dass auf Sitzungen betont wird, dass die vereinbarte Zeit weit überschritten wird. Hier könnte man noch mal über meinen ersten Redebedarf reden, der Professionalisierung. Nehmen wir die nur Ernst, wenn sie uns Mehrarbeit bringt? Man könnte es vermuten!

Über das Thema „freien Tag“ braucht man im Kollegenkreis gar nicht mehr zu reden, mehr als ein müdes Kopfschütteln kommt da nix! Wie unprofessionell ist das denn, keinen fest verankerten freien Tag in einer sechs Tage Arbeitswoche zu haben. (Hat ja nicht mal der liebe Gott von sich selbst gefordert siehe Genesis 1). Sich selbst besser um Entlastung bringen als die Kirche das mit der beschriebenen Politik könnte – ticken wir so? Könnte man meinen zumindest wenn wir über Beerdigungen reden. Oh heikles Thema. Da sind Menschen in existentieller Not und dieser wollen wir als Seelsorger angemessen helfend, lindernd und begleitend begegnen. „Nah dran am Menschen“ sein, wie das der neue Vogelsberger Dekan als Leitspruch ausgegeben hat. Aber müssen die Aussegnungen (das sind kurze liturgische Rituale, die der Tradition nach gehalten werden, wenn ein Verstorbener aus dem Haus zum Friedhof überführt wird. Der Erwartungshaltung folgenden Praxis aber auch, wenn der Verstorbene vom Krankenhaus oder Altersheim zum Wohnhaus gebracht werden muss um dann zum Friedhof gefahren zu werden oder Stunden vor der Beerdigungsfeier direkt auf dem Friedhof oder noch anders) uns deshalb in eine faktische Rufbereitschaft versetzen? Oder muss deshalb der Samstag als Bestattungstag installiert werden?

Liebe Leserbriefschreiberin, bevor jetzt sie empört zur Feder greifen, will ich betonen: Ich lehne weder Aussegnungen ab, noch sperre ich mich dagegen Gemeindegliedern in Terminwünschen gerade in sensiblen Situationen entgegen zu kommen. Wohl aber gegen die Erwartungshaltung ein Pfarrer habe alles zu jeder Zeit zu machen. Aus Gründen, dass müsse halt so sein, Und vor allem dagegen das Recht auf angemessene weil notwendige Rückzugszeiten auszuhöhlen. Namentlich ein fester freier Tag die Woche. Das eingedenk warte ich gespannt auf kritische Replik (und werde sie schneller beantworten als unser Kirchenjurist).

Reden wir über den Versuch eines Fazits. Ich freue mich, dass der neue Propst die Entlastung Wochen vor seinem Antritt und nicht Abtritt thematisiert. Ich sehe Handlungsbedarf auf verschiedenste Ebenen. Auf der der Kirchenpolitik, die Auswirkungen der Regelungen auf die Motivation der Pfarrer in Blick nimmt. auf Ebene der Pfarrer, ihres Selbstbildes, ihres persönlichen Anforderungsprofils selbst. Und auf Ebene der Gemeindeglieder, ihrer Erwatung an ihre Kirche und deren hauptamtliche Vertreter.