Samstag, 25. Dezember 2010

Augenblicklich

Ich muss auf dem Dachboden irgendetwas stört mich, ist anders als sonst, ohne dieses "Etwas" genauer fassen zu können. Dann entdecke ich es doch noch. Da ist ein roter Klecks an der Wand. Wie das denn? Auf den zweiten Blick wird das störende Etwas zum
schönen Augenblick: zu sehen wie ein kleines Plakat, Teile der angrenzenden Wand in rotes Licht setzt.
Ich überlege die "unsichtbaren" Wände des Hauses in Leuchtfarben zu tauchen, um sichtbar werden zu lassen - für mehr schöne Augenblicke zwischendurch.

Sonntag, 19. Dezember 2010

Süßer die Glocken...

nie klingen - Jingle Bells - Last Christmas... Oh Herr, wie kann man sich im Advent nur mit soviel verkitschten Krach auf die Stille Nacht vorbereiten? Die relative Stille - das ist sicher einer der Vorteile des abgeschiedenen Dorflebens: Wo keine Konsumtempel da keine Zwangsbeschallung. Aber selbst die kurzen Aufenthalte im Mittelzentrum Gedern und in der "Stadt" Fulda reizen bereits das Nervenkostüm.
Da wird der Download der Woche bei iTunes zum Hinhörer obwohl er eigentlich nur die Stille feiert. Der komische Vogel John Cage hat ein Stück komponiert, das drei Sätze und 4.33 Minuten lang außschließlich aus Stille besteht. Das Soundkollektiv Cage against the Mashine haben die Aufnahme kongenial eingespielt. Da kündet mal ein hörbares Notenblättern, dass der erste Satz zu Ende ist, nach weiteren zwei Minuten kann ein Musiker sich das Räuspern nicht mehr unterdrücken. Dann ist das Werk vollbracht und frenetischer Applaus brandet auf.
Ist das Gaga? Man darf annehmen, dass Cage Dada ist, aber auch diese sympathischen Spinner versteckten in offensichtlicher Sinnlosigkeit ja ein so etwas wie Gefühl, mitunter sogar eine Botschaft.
Für mich passt 4.33 zur Adventszeit wie der Rotkohl zur polnischen Hafermastgans. Ruhe und Stille. Und wer sich vom Christkind einen Kopfhörer mit Noise Reduction schenken lässt, der kann dann im nächsten Jahr mit Cage in aller Ruhe die Weihnachtseinkäufe erledigen. Und plötzlich wird der Beifall sehr verständlich.

Wer sich noch fragt, ob er die 99 cent für den Titel oder die paar Euro 20 für das Ganze Album ausgeben will (das Geld kommt einen gutem Zweck zu) kann sich hier noch einen Liveeindruck verschaffen:


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Dienstag, 14. Dezember 2010

Wo zwei oder drei...

in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen. So verspricht das Jesus irgendwo im Matthäusevangelium.

So langsam aber sicher könnte das zum Leitfaden unserer Gemeindegottesdienste werden. "In Crainfeld warst du ja auch verwöhnt" hat ein lieber Kollege vorgestern noch versucht mich auf den Boden der Tatsachen zu holen.
Mag sein, dass der Besuch bisher leicht überdurchschnittlich gut war - umso augenscheinlicher ist, dass er dramatisch einbricht. Weniger als 20 in der riesigen Hauptkirche sind die Regel, in den kleineren Fillialkirchen sind's auch mal nur 5. Was also tun? Neue Lieder raussuchen nach dem Motto "Lieber Jesu wir sind vier..."
Nüchtern nachgedacht, müsste man dringend mal diskutieren, ob es sinnvoll ist, die Gottesdienstsichte aufrecht zu erhalten.  Zwischen den beiden oben genannten Kirchen liegen 900 Meter. Ist es da sinnvoll, hier um halb zehn und da um halb elf einen Gottesdienst zu feiern?

Eigentlich nein.

Es ist aber zu befürchten, dass der Teufel in der Tradition liegt. Dieses Kirchspiel, besteht aus vier Orten und das schon seit Jahrhunderten. Und trotzdem finktioniert jedes dieser Dörfer eher als Kirchengemeinde für sich als eine Große. Gutes Beispiel der ist Kirchenchor. Der versteht sich als Chor Crainfelds und singt in keiner der anderen Kirchen. Für nicht wenige Gemeindeglieder zählt also nur die Kirche ihres Ortes als ihr Gotteshaus. Es ist demnach leider wahrscheinlich, dass wir die treuen Gottesdienstbesucher nicht an einem Ort pro Sonntag konzentrieren könnten. Versuche des Fahhrdienstes u.ä. sind bereits gescheitert.

Also wird sich das Mißgefühl des leeren Gotteshauses wohl fortsetzen.

Nach jüdischer Tradition kann ein Gottesdienst nur dann stattfinden, wenn mindestens zehn Männer anwesend sind. Das ist natürlich frauenfeindlich und wenig jesusgemäß (siehe oben), transportiert aber eine wichtige Einsicht: Form und Inhalt müssen zueinander passen. Ich empfinde es als äußert schräg die große und gewichtige Gottesdienstliturgie in einer siebenachtel leeren Kirche zu feiern. Anders gesagt: Kleinkunst gehört auf die Kleinkunstbühne, sie wird nicht im Stadion funktionieren, genau so wenig wie die Händeloper im Zimmertheater. In unserem Fall: Eine Orgel mit zig Registern braucht ein paar Sänger, eine Kanzel macht nur Sinn, wenn Mensche darunter sitzen.

Ein versuchtes Zwischenfazit könnte so lauten: Wo zwei oder drei in meinen Namen zusammen sind, bin ich mitten unter ihnen, das gilt, aber es muss nicht heißen, dass es deshalb notwendig oder gut ist mit denen einen Gottesdienst nach "normaler" Art zu feiern.

Was also tun? ich kann ja nicht jeden Gottesdienst zweimal vorbereiten, als "große" und "kleine" Perfomance. Je nachdem wie viele dann da sind. Ich tue mir selbst aber keinen Gefallen das Ganze freudlos zu ertragen. Das kann weder dem Gottesdienst noch mir gut tun.

Mir schwebt eine Lösung vor, die so aus "Finanzen" und "hatten wir ja noch nie" wohl scheitern wir, aber die will ich erst mit der Gemeinden besprechen und dann öffentlich zur Diskussion stellen. Bis dahin freue ich mich über Einschätzung, Erfahrungen, Kommentare, Ideen und Strategien von Ihnen und Euch.
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Samstag, 4. Dezember 2010

Barbaratag: Tun und Lassen und einfach mal Abwarten

Heute ist Barbaratag. Die Heilige Barbara war zwar katholisch (was man ihr nachsehen kann, da sie vor der Reformation lebte), aber stark überzeugt vom christlichen Glauben. So wurde sie für die Benediktkirche heilig, für uns ein gutes Vorbild. Und nicht zuletzt ein Hinweis darauf, dass wir uns glücklich schätzen können in einer Gesellschaft zu leben in der Religionsfreiheit besteht.
Barbara musste ihre Überzeugung noch mit dem Leben bezahlen: Den Glauben leugnen oder Tod!
Und hier setzt die Legende ein: Auf dem Weg zum Gefängnis soll Barbara mit ihrem Kleid in einem Kirschzweig hängen geblieben sein. Daraufhin nahm sie den Zweig mit und stellte ihn ins Wasser. Mit ihrer Verurteilung zum Tode soll der Zweig erblüht sein.

Als Erinnerung daran werde ich mich wieder mit Kind und Schlitten den Märzwiesenweg hinunter machen, um mit Erlaubnis ein paar Kirschzweiglein zu mopsen. Und damit fängt die Arbeit erst an: Ab in die Vase, dann das Wasser immer schön lauwarm und frisch halten, der Oma trauen, die noch wusste, dass man die Schnittstelle mit einem Messerchen immer mal wieder platt drücken soll und dann warten und hoffen.

Und damit weist dieser Brauch weit über die heiligen Barbara hinaus und passt herrlich in den Advent: finde das Rechte Maß aus Tun und Lassen und warte ab und zwar hoffnungsfroh. Und dann, mitten im kalten Winter entspringt da ein blühendes Etwas.

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