Montag, 10. Oktober 2011

Jeden Tag ein kleiner Abschied oder Joggen im Nieselregen

Heute: Die vermeintlich letzte Joggingrunde im Vogelsberg. 

Kaum zu glauben aber wahr. Die Mischung aus wirklich schöner Landschaft, kleinen Hügeln, Seen, langem Fahrradweg und IPhone GPS Spielerei mit Opernvollbeschallung haben mich das letzte halbe Jahr zum regelmäßigen Läufer gemacht. Vom Marathon bin ich zwar noch so weit entfernt wie von flotten Zeiten und trotzdem stolz auf die 10km Runden unter einer Stunde. Hat Spaß (und manchmal Muskelkater) die Seite an mir und des Vogelsberges.

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Sonntag, 9. Oktober 2011

Landrat bleibt das Stichwort

So ein Landrat, den man laut Benachrichtung wählen soll, aber nicht könnte (siehe vorherigen Post) und darf (ebenda), der hat ja einen Vorgänger -  könnte natürlich auch eine Vorgängerin sein, aber das ist ja leider nicht so wahnsinnig häufig.

Mit diesem hat der Dorfpfarrer immer mal wieder zu tun, nämlich wenn Menschen aus der Gemeinde sehr alt werden, dann trifft man sich beim Geburtstagsbesuch. Und wenn Kirchen sehr alt werden, kann das auch passieren.

In unserem Fall war das sinnvoll, weil ja Kirchen- und Dorfjubiläum in "einem Aufwasch" gefeiert wurden. Und deshalb war es angebracht, dass der Landrat da ein kurzer Grußwort spricht (manche singen das auch, aber das ist eine andere Geschichte). 

Und diese Rede war so nachhaltig beeindruckend, dass sie nicht verloren gehen soll. Ich versuche eine kurze Zusammenfassung des Hauptteils.

Der Landrat freute sich hier in Crainfeld zu sein, zu einem solche Fest. Denn von hier stamme sein ehemaliger Ausbilder. Er habe ja Schreiner gelernt, also einen ordentlichen Beruf, den er mit viel Freude ausgeübt habe. Aber dazu habe es eben einer harten Ausbildungszeit bedurft. Und deshalb erinnere er sich gerne an Herrn M von hier, denn von dem müsse man einfach sagen: "Der Herr M, das ist einfach ein Mensch!" Denn  so selbstverständlich sei das nicht. Früher hätte auch viele Ausbilder Ohrfeigen verteilt. Aber nicht so sein Ausbilder...

Das Zitat wiederholte sich dann noch ein paar mal, die logische Verbindung der Freude da zu sein, weil hier dieser "Mensch" herstamme und immer noch lebe wurde noch mehrmals paraphrasiert. Als mir das Zuhören immer schwerer fiel, erwähnte - so viel Fairness muss sein -  der Redner noch, das die Kirche 1000 Jahre alt werde und das ein besonderer Grund zum Feiern sei.

Vielleicht muss ich meine hohen Ideale das Wahlrecht als Wahlpflicht zu vestehen doch noch mal überdenken.

Wer die Wahl hat, hat die Qual

und die bleibt mir Gott sei Dank erspart. Der Reihe nach:

Im Vogelsberg steht die Wahl des neuen Landrats an. Ich empfinde Wahlen stets als Recht, das die moralische und politische Pflicht mit sich bringt, es wahrzunehmen. Hey, in Lybien und Syrien sterben Leute, weil sie genau das wollen und viele bei uns hat das Wählen müde gemacht? Das ist mir unverständlich. Soviel zur Überzeugung. 

Und deshalb bin ich recht froh darüber, dass ich der Aufforderung meiner "Wahlpflicht" nicht mehr nachkommen darf (wir ziehen vorher um).

Der Grund liegt in einer unglücklichen Kandidaten-Parteien-Konstaellation. Ich will hoffen, dass die nicht repräsentativ ist. Ich müsste sonst das Ganze mit der "Wahlpflicht" gründlich überdenken.

Der erste Kandidat gehört einer Partei an, die ich nicht wählen kann. Mit der Idee bei Grußwortreden Karl-Moik-Weisen-trällernd auf sich aufmerksam zu machen, konnte er bei mir auch nicht so recht punkten. Gut, ein Bierzelt zum Kochen bringen kann er, aber qualifiziert ihn das zum Landrat?

Den zweiten habe ich mal bei einer Wahlkampfveranstaltung gefragt, was eigentlich die Aufgaben eines Landrates so sind, wie sich das Parlament zusammensetzt und wie die Kompetenz und Aufgabeverteilung so aussieht. Ich wollte ihn nicht ärgern. Ich wollte das ehrlich wissen. Darauf wollte oder konnte er mir aber nicht antworten. Seine Partei ginge ja schon, aber kann man einen Kandidaten wählen, der nicht weiß, was er dann eigentlich machen darf (vom Wollen ganz zu schweigen, so weit kamen wir ja leider nicht)?

Wahrscheinlich hätte ich den Rat einer uralten Frau aus der Gemeinde gefolgt. Die ging immer, wenn es ihr nicht möglich einer Partei oder Politikern das Vertrauen zu geben, in die Wahlkabine und hat das so auf dem rosafarbenen Zettel kundgetan - zur Freude der Auszähler auch gerne mittels ausführlicher Erläueterung. Habe ich ja auch gemacht, nur eben ohne Kabine und Zettel.