Samstag, 30. April 2011

Isn´t it ironic

Dsc01630
Das muss man sich mal vorstellen: Da tobt auch in Crainfeld der Dreißigjährige Krieg. Horden ziehen plündert durchs Land, die Menschen haben kaum genug zu beißen Und als besondere Strafaktion wird dann auch noch das Gotteshaus abgefackelt (mit Religion hatte das by the way gegen die weitverbreitete Meinung gar nichts zu tun, in Oberhessen kämpften Protestanten gegen Protestanten).

Und was machen die Crainfelder. Sie bauen ihre Kirche wieder auf - größer als jemals zuvor. Ein Ende des Krieges war nicht abzusehen, der Friede noch ein gutes Jahrzehnt entfernt. Trotzdem wagen sie es, als ein Zeichen der Hoffnung, als gebauter Glaube, dass Gott in diesen Zeiten Zuflucht und Schutz ist, Sicherheit bietet - eine Kirche für die Bevölkerung, die nun komplett im Gotteshaus Platz findet.

Volkskirche sind wir 300 Jahre später im Vogelsberg noch immer. Freilich in der Form, dass man recht selbstverständlich in der Kirche ist, nicht, dass man in die Kirche geht. Und das beinhaltet eine bittere Ironie. Die Riesenkirche - als Zeichen der Zuversicht und des Trosts wieder erbaut - strahlt eher sonntäglich das Gegenteil aus. Zumal die Durchschnittsgemeinde ja in wenig Bereichen soviel Talent hat wie im Möglichst-weit-verstreut-sitzen und Letzte-Bänke-ausnutzen.

Die Werbung rät "Spaß ist was du draus machst", der Spaß vor leerem Haus von der Fülle Gottes zu reden muss wohl erst erfunden werden. Dabei hat die Gemeinde keinen schlechten Gottesdienstbesuch! Zumindest statistisch gesehen: Im Schnitt gehen so wenige in die Kirche, dass unser Häuflein relativ groß ist". Das ist in der großen Kirche nur kaum zu glauben.

Das Erlebnis hängt nun mal vom äußeren Setting also maßgeblich dem Kirchenraum ab. Landauf und ab stellt sich das gleiche Problem: Die Kirchen sind zu groß. Es wäre klug, wenn wir das endlich einsehen würden und darauf reagieren. 

Woanders käme man gar nicht auf die Idee sich ständig die Stimmung durch falsche Räume zu versauen. Setzt ein Veranstalter nicht genug Karten ab, dann mietet er für´s Konzert eine kleinere Halle. Wo das nicht funktioniert, leiden die Besucher drunter, man muss sich nur mal mit einem Leipziger Fußballfan unterhalten. 

Mein Vorschlag: Unsere Kirchen müssten zonal nutzbar sein, etwa durch Abtrennen des Chorraums als "Saure-Gurken-Sonntags-Kirche", die Katholiken mit ihren Seitenkapellen wussten das schon vor tausend Jahren.

Auch die Empore oder ein Kirchturmzimmer könnten zur stimmungsvollen Kirche in der Kirche werden. Ich glaube, dass der Gottesdienst dadurch gewinnen würde. Eine Feier, die in einem passenden Rahmen stattfinden hat mehr Kraft zu begeistern. Und wenn das sich rumspricht, hat Crainfeld kein Problem: wenn alle in die (große) Kirche reingeh´n, geh´n auch alle rein.

 

 

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