Sonntag, 28. November 2010

Dekanatsmusiker - ein Schnäppchen?

Wer gackert muss auch legen. Der gestrige Blog beschrieb noch launig die Kuriositäten Radmühls und endete mit der Aussicht, die Synode sei ähnlich eigenwillig verlaufen. Und das bezieht sich nicht mal auf das Eröffnungslied im Morgengottesdienst (Die Nacht ist vorgedrungen) sondern auf den Sitzungsverlauf.
Themen bei denen auf vorherigen Tagungen mächtig Dampf im Kessel war, wurden mit fast schon kommunistischen Mehrheiten beschlossen.
Und trotzdem wird am Ende diese Synode nicht der Einheit und dem Gemeinschaftsgefühl des Dekanats dienen. Im Gegenteil.

Im Zuge der Konzeption der neu zu besetzenden 2. Dekanatsmusikerstelle wird der Synode nämlich bewusst, dass die 1. Musikerstelle fast vollständig der Kirchengemeinde Lauterbach (dem Dekanatssitz) dient. Der Löwenanteil der Kosten übernimmt das Dekanat, der Kirchengemeinde bleibt relativ günstiger Eigenanteil.
Sofort rechnen einzelne gegen. In unserem crainfelder Fall entspricht dieser Eigenanteil einem unqualifizierten Chorleiter und einem Drittel Organisten ebenfalls ohne Leistungsnachweis. Oder anders gesagt, wollte eine Gemeinde eine entsprechende musikalische Versorgung haben wie durch die Dekanatsmusikerin müsste sie ein Vielfaches berappen. Und nochmal anders gesagt: die durchschnittliche Gemeinde zahlt mehr für ihre Kirchenmusik als Lauterbach, die sich die vom
Dekanat finanzieren lässt und bekommt dafür an Qualität und Quanität deutlich weniger.
Die Lauterbacher PfarrerInnen wehren sich gegen diese Interpretation mit Verweis auf ein "Zuweisungssystem." Der Vertreter der Regionalverwaltung widerspricht dem deutlich und sagt das sei nicht sachgemäß.
Der Dekan zugleich Lauterbacher Pfarrer soll Stellung beziehen und tut dies auch. Inhaltlich werden die Argumente die Mehrzahl der Synodalen nicht überzeugen (so mein Eindruck). Man beruft sich darauf, dass eine Dekanatsmusikerstelle nun mal in einer Gemeinde verortet sein müsse, dass es dafür historische Gründe gebe, dass diese Gemeinde dann auch die Sachkosten (Büroraum und PC) tragen müsse und dass hinter dieser speziellen Verortung ein gesamtkirchliches Interesse stehe.
Sicher muss der Musiker irgendwo seinen Sitz haben, und ebenso sicher leistet die Musikerin in Lauterbach einen großartigen Dienst.
Aber das Geschmäckle bleibt: Das Dekanat will den neu anzustellenden Musiker (die 2. Stelle) aus den Gemeinden abziehen - der "alte" Stelleninhaber leitete z.B. den crainfelder Podaunenchor. Damit entstehen Mehrkosten für die Gemeinden. Das passiert mit dem Hinweis, das Dekanat könne schließlich nicht die Kirchenmusik der Gemeinden mitfinanzieren!
Die Kirchengemeinde Lauterbach scheint aus dieser Logik ausgenommen: Sie bekommt wesentlich mehr und bessere Kirchenmusik für wesentlich weniger Geld. Und das liegt den Synodalen schwerer im Magen als die Erbsensuppe, die es zu Mittag geben wird.
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