Morgens halb acht in Crainfeld. Eigentlich sollte ich jetzt vor der 5. Klasse stehen und verängstigten Schülern die Blätter mit ihren Relitest austeilen. Statt diesen selten sadistischen Freuden des Unterrichts zu frönen sitze ich in unserer kalten Karre, die partout nicht anspringen will - ist ja auch der erste härtere Frost gewesen.
Unbewusst schlingen sich meine Hände um ein Bändchen in meiner Jackentasche, an der etwas Kleines-Leichtes hängt, mein Memorystick. Auf einmal wird aus dem Stottern so etwas wie ein anhaltendes asthmatisches Motorengeräusch, nicht doll, aber der Golf lässt sich lenken.
Seltsam, sind Memorysticks die neuen Teffelin denke ich mir.
Schönes Bild für ein Hirn im "erste-Stunde-ist-zu-früh-Modus". Statt wie fromme Juden Gottes Wort mit sich rum zu schleppen und sich davon in kleinen und großen Krisensituationen berühren zu lassen, greifen wir selbstreferentiell zu den eigenen Daten. Obwohl heute bin ich mal ganz vorbildlich selbstlos. Auf dem USB-Stick befindet sich eine PowerPoint Präsentation, die meinen Schülern, mittels Zeev Tenes "I bomebed Beirut" den Konflikt zwischen Israelis und Arabern näher bringen soll und nach Möglichkeiten eines unmöglichen Friedens suchen will.
Scheint dem Gott der Juden, Araber und Christen zu gefallen und deshalb bleiben die Daten auch nach der Unterrichtseinheit drauf, zumindest bis wir uns eine neue Karre leisten.
Die Links führen zum Wikiartikel "Teffelin" und zum Youtubevideo des Songs mit Szenen aus "Waltz with Bahir"
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